Braucht es Gründe?

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Foto: nw2014

„Warum ich lese“ – diese Frage hat Sandro vom Blog »novelero« gestellt. Ich finde die Frage ebenso interessant, wie die bisherigen Antworten (verlinkt bei Novolero) dazu – und über die Antwort von Uwe, dem »Kaffeehaussitzer«, bin ich auf die Aktion erst aufmerksam geworden.

„Ich bekenne,“ so schrieb ich in einem Beitrag für die »Verschämten Lektüren«, als Kind und Jugendlicher alles Mögliche gelesen zu haben, aber keine bedeutende Literatur. Aus einfachen Verhältnissen stammend, war mein Lesehunger an sich für die Familie schon überraschend. Also las ich geschlechterrollenprägende Schneider Bücher – genau: Die Jungen von Schloß Schreckenstein – und das Gesamtwerk Karl Mays. Ich verschlang alles von Agatha Christie und sämtliche Schullektüren.“

„Dann lernte ich, dem Gymnasium sei Dank, Goethe und Schiller ebenso kennen wie Böll und Brecht, Günter Eich und Theodor Fontane, Emile Zola und Madame de Staël. Die Bücherregale in unserer Wohnung nahmen nun also auch Bücher solcher Autoren auf; dazu allerlei Historisches. Mit achtzehn Jahren subskibierte ich ein fünfzehnbändiges Lexikon.“

„Aber dazwischen standen eben auch Omas und Mutters Schmonzetten und – wohlverdiente! – Entspannungslektüren. Hier erinnerte ich mich, als Birgits Anfrage kam, sogleich an Susan Howatch, die dort mit „Die Erben von Penmarric“ und „Die Reichen sind anders“ bis heute vertreten ist. Das zweite ist eine Familiensaga mit reichlich Mondänität und dezent-direkten Sexanteilen, Liebe, Haß, Eifersucht, Gier, etc. Aber toll! Dachte ich zumindest früher mal. Ich weiß nicht, ob es mir beim Wiederlesen noch oder erneut gefallen würde.“

Soviel zum leserischen Werdegang, bei dem Unterstützung durch die – irgendwie stolze – Familie und Anforderungen der Schule eine wichtige Rolle gespielt haben. Beides traf auf meine Leselust, die mich viel Zeit mit Büchern verbringen ließ, obwohl ich kein stubenhockerisches Kind war. Aber dieses Versinken in der Welt des Buches, das Eintauchen in exotische Settings, Abenteuer, Spannung – all das nahm mich früh gefangen. Später kam das ästhetische Vergnügen am gelungenen Text hinzu, die Vorliebe für Zeitkritik und feinen Humor. Thomas Mann und Theodor Fontane waren klare Nutznießer dieser Entwicklung.

»Oh, Krittikk«, sagte Wrschowitz. »Ich liebe Krittikk. Aber gutte Krittikk schweigt.«

Ich habe studiert, zwei Qualifikationsschriften verfaßt, einiges publiziert und nicht nur in diesem Rahmen sehr viel Fachliteratur gelesen. Ich erinnere mich, daß sich da einmal Lesemüdigkeit einstellte und ich privat kaum noch las. Das gefiel mir aber nicht und ich verordnete mir damals eine regelmäßige Lesezeit vor dem Abendessen. Das führte mich sozusagen zurück zur nichtfachlichen Lektüre.

Ich bin ein Wiederleser, nehme Bücher gerne öfter zur Hand und schaue hinein, oft gezielt nach einer bestimmten Stelle, oft aber auch wie heimkehrend in eine vertraute Umgebung, ein Gespräch, einen Austausch wieder aufnehmend. Die bereits erwähnten Autoren Mann und Fontane profitieren sehr davon, aber auch Schiller (immer wieder die Balladen sowie Kabale und Liebe, Don Carlos) und natürlich Goethe (Gedichte, Faust und Werther).

Ich lese viel Historisches, Biographien und Briefwechsel. Ich mag aber auch Ausstellungskataloge und Bücher über Kunstepochen. Über das Bloggen bin ich etwas näher an die zeitgenössische Literatur herangerückt, die ja durch Buchvorschauen, Long- und Shortlists sowie Literaturpreise viel Aufmerksamkeit bekommt und gelegentlich auch mich interessiert, aber – wie ich festgestellt habe – nicht immer begeistert.

Insgesamt lese ich, um zu lernen und um Anregungen zu empfangen, mich an der Sprache und an guten Geschichten zu erfreuen. Mir würde ohne Bücher eine ganze Menge fehlen!

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2 Antworten zu Braucht es Gründe?

  1. Pingback: Warum ich lese – novelero

  2. Pingback: Beiträge des Jahres 2016 | notizhefte

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