Über Michael, der in seinem Blog Arbeitsjournale öffnet und seine Leser an seiner Regiearbeit teilhaben läßt, habe ich von dieser Blogparade erfahren, die Tanja Praske veranstaltet. Da mache ich doch gerne mit!
Unlängst habe ich zum wiederholten Male die Hamburger Kunsthalle besucht und möchte hier ausführlicher auf die Interimsausstellung „Spot on“ hinweisen. Die älteren Gebäudeteile, in denen die Sammlungsbestände jenseits der Wechselausstellungen gezeigt werden, müssen renoviert werden und stehen bis ins Jahr 2016 hinein nicht zur Verfügung. Während dieser Zeit (1.8.2014-3.1.2016) wird eine Auswahl von über 200 Werken gezeigt, die bei den Alten Meistern anfängt, sich intensiv um das 19 Jahrhundert kümmert, aber auch das zwanzigste Jahrhundert und die Kunst der unmittelbaren Gegenwart nicht vergißt.
Der großformatige, schmale Katalog für nur 9,90 Euro versucht die räumliche Anlage der Ausstellung durch Abbildungskombinationen (und einen Lageplan) ebenso nachzuzeichnen wie er die thematischen Erzählstränge offenbart:
- Blickbeziehungen – Das Werk und sein Publikum
- Pictor doctus – Der forschende Künstler
- TIME IS RUNNING – Die Darstellung von Zeit in der Kunst
Die konzentrierte Präsentation ermöglicht es, bestimmte Phänomene – Wandel von Landschaftsdarstellungen, Individualisierung von Personen, Entwicklung des Frauenbildes, Entdeckung der Technik – scharf akzentuiert herauszuarbeiten. Ansonsten, wenn sich noch eine Kammer mit Kühen auf Wiesen und noch eine mit Seestücken und zwei weitere mit Kaufmannsporträts öffnen, mag es geschehen, daß Auge und Geist zu schweifen beginnen.
Die Prunkstücke von Caspar David Friedrich, also vor allem der „Wanderer über dem Nebelmeer“ und das grandiose „Eismeer“ werden selbstverständlich gezeigt; Philipp Otto Runge ist ebenfalls präsent, sein „Der Morgen“ ist prominent plaziert.Ich gestehe, daß ich das Bild nach wie vor kitschig finde.
Aber auch vertraute Gemälde von Max Liebermann und Lovis Corinth sowie verschiedene Künstler der Brücke sind zu sehen. Manets „Nana“, die einstmals für einen Skandal sorgte, fehlt ebenfalls nicht und, ja, das Bild verströmt noch immer erotischen Zauber.
Die spätere Zeit ist unter den Überschriften „Der Ausstieg aus dem Bild“, „Aktionismus und Geste“ sowie „Pop Art und Selbstinszenierung“ zusammengefaßt und bietet Objekte, einen Beuysschen Filzanzug, Videos und Neonleuchten. Polaroids, die Andy Warhol in verschiedenen Aufmachungen und eine Reihe von Prominenten von Brandt bis Hitchcock zeigen, berühren in ihrer Altmodischheit.
Insgesamt ein lohnender Blick in die Sammlung der Kunsthalle, die ich vor einiger Zeit auch schon einmal begeistert gewürdigt habe!
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Lieber Norman,
vielen herzlichen Dank für deinen #KultTipp – bin ich aber froh, dass du Michaels Meldungen so genau liest und du hast es noch vor ihm geschafft *gnihihi*
Die Erzählstränge, vor allem die „Blickbeziehung zwischen Werk und Publikum“ fasziniert. Wird das in der Ausstellung irgendwie offensichtlich oder muss man dazu den Katalog lesen?
Merci!
Herzliche Grüße
Tanja
Liebe Tanja,
so geht es manchmal!
Den thenatischen Parcours entdeckt man selbst wohl nicht, da hilft der Katalog weiter. Ich bin einmal chronologisch durchgegangen und habe danach einzelne Bilder erneut angesteuert, bei denen ich diese Blickbeziehungen vermutete.
Viele Grüße
Norman
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