Lesegewohnheiten

Wie lesen Sie? – Gerne!

Gut, das dürfte eigentlich selbstverständlich sein. Ein Leben ohne Bücher ist vorstellbar, aber sinnlos. Ein Blick auf meine Leseplätzchen und Regale mag das verdeutlichen. Und Hintergründe zu meiner Bibliothek gibt es auch.

Aber wie halte ich es nun mit dem Lesen? Wann und wo? Einen Text nach dem anderen? Mehrere gleichzeitig? Papier oder elektronisch?

Die ehrliche Antwort kann nur lauten: Es kommt darauf an – und das sage ich nicht nur als Jurist.

Lesen im Café foto: nw2013

Lesen im Café
foto: nw2013

Es gibt keine Tageszeit, zu der ich am liebsten lese. Am ehesten geht es einfach abends, an Home-office-Tagen gerne auch mal am Nachmittag, um wieder auf andere Gedanken zu kommen. Als Kind las ich auch gerne noch im Bett, aber das gewöhnte ich mir ab, als ich während der Schulzeit dann mehrmals übermüdet zu Klassenarbeiten antreten mußte. Ich hatte zweimal, während der Examensvorbereitung und während der Dissertation täglich soviel Lesestoff, daß ich privat kaum noch las. Irgendwie verständlich, aber auch wenig erfreulich. Dem konnte ich mit festen Lesezeiten – abends 30 Minuten – rasch und nachhaltig entgegenwirken.

Am liebsten lese ich private Lektüre zu Hause. Aber natürlich habe ich auch im ÖPNV stets ein Buch dabei, daß ich aber nur bei längeren Strecken auspacke. Im Café mag ich es auch, zu lesen und – angeregt vom Kaffee – Notizen zu machen. Denn viele Bücher lese ich ja aus einem Erkenntnisinteresse, um etwas zu erfahren und mit anderen Leseerfahrungen zu verbinden. Das ist aktuell etwa bei der vielfältigen Lektüre zum Ersten Weltkrieg der Fall.

Recherche in der Staatsbibliothek Foto: nw2013

Recherche in der Staatsbibliothek
Foto: nw2013

Als Wissenschaftler sitzt man bei der Arbeit ja oft zwischen wahren Bücher- und Zeitschriftenstapeln, wenn man etwa Gerichtsentscheidungen der letzten Jahrzehnte durchforstet oder herauszufinden sucht, wie sich die Verwendung eines Begriffes über die Jahre ändert. Das hat sich bei mir irgendwie übertragen und ich muß andere Bücher heranziehen, um mich mit einem auseinanderzusetzen (bedenkenswert auch die Erfahrungen des geschätzten Dr. Köllerer). Lexikon und Atlas sollten ja ohnehin selbstverständlich herangezogen werden, aber meist schaue ich punktuell noch in ein zwei, drei andere Bücher zum gleichen Thema oder in verwandte Darstellungen hinein.

Überwiegend lese ich gedruckte Bücher; ich verteufele die E-Reader aber nicht (Lesenswertes zum Thema gibt es bei der BuchGuerilla). Unterwegs haben die Geräte ihre Vorteile. Und gerade wer viel Belletristik „abräumt“ oder generell nicht wieder in die Bücher vom letzten Jahr hineinschaut, mag die Entlastung schätzen. Bei Sachbüchern ist das Hin- und Herspringen zwischen Text und Anmerkungen ebenso angenehm wie die Notizfunktion. Es fehlt natürlich das sinnliche Element, das das Lesen seit Jahrhunderten auszeichnet. Und mir fällt auf: Das Buch ist nicht präsent. Das Schicksal erleiden die Titel, die ich auf dem Reader habe, sehr massiv. Die richtigen Bücher werden schneller gelesen oder zumindest regelmäßig angefaßt. Der Reader liegt gerne mal drei Wochen ausgeschaltet in der Ecke. Aber das ist wohl etwas individuelles und nicht repräsentativ. Für mich bedeutet das jedenfalls nach wie vor: Papier hat Vorrang.

Musikhören beim Lesen? Kommt drauf an. Ich kann bei einer Geräuschkulisse lesen, aber auch, wenn es still ist. Kopfhörerbeschallung würde mich zu sehr ablenken. Und wenn die Musik im Vordergrund stehn soll, wird nicht gelesen. Und beim Interpretationsvergleich – diesmal natürlich mit Kopfhörer! – lese ich ohnehin nur die Partitur.

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7 Antworten zu Lesegewohnheiten

  1. buzzaldrinsblog schreibt:

    Schöne Fotos! Mir gefällt auch deine Offenheit gegenüber dem elektronischen Lesen – ich finde es schade, wenn viele Menschen glauben, dass es in dieser Frage nur ein entweder/oder geben kann – warum denn nicht beides? 🙂

  2. Kaffeehaussitzer schreibt:

    Ein sehr schöner Beitrag, den ich direkt so unterschreiben würde. Besonders den Satz „Ein Leben ohne Bücher ist vorstellbar, aber sinnlos“…

  3. saetzebirgit schreibt:

    Ich teile die Einschätzung zum Reader: Er könnte seinen praktischen Nutzen haben beim wissenschaftlichen Arbeiten, Studium, Urlaub – aber es „fehlt“ etwas. Ich bin dem Papier verhaftet, auch weil gedruckte Bücher doch noch viele andere „sinnliche“ Elemente bergen (siehe neulich das Thema „Widmungen“). Der sinnlose Satz – ich meine, er stammt ursprünglich von Loriot: „Ein Leben ohne Mops ist vorstellbar, aber sinnlos.“

  4. Susanne schreibt:

    Ach ja, das Lesen im Bett. Mit der funzeligen Taschenlampe unter der Decke habe ich mir als Kind die Augen verdorben. Mangelnder Schlaf war dagegen kein Problem. Heute lese ich nicht mehr im Bett, weil das so einschläfernd ist (ist mir früher nie passiert).
    Du hast einen schönen Überblick über Deine Lesegewohnheiten gegeben, so etwas ist immer interessant. Fein, dass Du doch noch so viel Zeit zum Lesen hast. Mir bleiben dafür nur lange Autofahrten, deshalb „lese“ ich zurzeit nur Hörbücher. Auch das Lesen hat eben seine Lebenszeit. Meine Lese-Lebenszeit kommt bestimmt auch irgendwann wieder.

  5. Pingback: Vom Bloggen | notizhefte

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